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Unser Reisebericht vom spanischen Camino de Santiago de
Compostela
(Jakobsweg),
August und September 2005 per Rad.
- Seite 4 -

Prächtig genächtig und gefrühstückt machen wir uns auf
unsere letzte echte Bergetappe. Das Wetter spielt mit !
An einem langen Anstieg bekommt Verena von mir einen Gruss auf
die Straße. Sie staunt nicht schlecht, als sie dort auf einmal liest:
(oben drüber steht noch: "Gib Schubrakete !"). Das motiviert
natürlich noch einmal. Die Bedingungen sind so gut, dass es diesmal nie
unangenehm wird.
So erreichen wir die Grenze zur Provinz Gallizien, der letzten
Provinz unserer Reise.
Nach einem weiteren heftigen Anstieg machen wir im Bergdorf
Alto de Cebreiro Pause. Dort ist ohnehin gerade Fiesta mit Markt und Trubel.
Leider war das noch nicht der letzte Pass des Tages, es folgen
zwei weitere 13-hunderter. Vorbei am Pilgerdenkmal und vielen schönen Gehöften
...
geht es schließlich endlich lange abwärts.
Bis nach Trialcastela, wo das Refugio allerdings "completo"
ist (aha, die letzten Kilometer sind angebrochen, die Zahl der Pilger nimmt
deutlich zu).

Uns egal, wir finden sogar noch eine bessere Herberge. Eine
gute Nacht später brechen wir auf; wir wollen nach Samos (Kloster, s.u.),
Sarria usw.
Der Regenbogen, dem wir entgegenfahren hätte eine Warnung
sein sollen. Sarria durchqueren wir zwar noch, werden aber danach von Dauerregen
überrascht, auf den wir nicht vorbereitet sind. Wir haben nur jeder eine
Regenjacke und die hält nur kurz dagegen an. So endet der Tag nach nur etwa 20
km in Sarria.

Den nächsten Morgen starten wir optimistisch; einige
Nieselschauer sind mit Improvisation noch erträglich (Lord Helmchen grüßt).
So erreichen wir Portomarin, den Ort am Stausee, der wegen
einer Erhöhung desselben nach oben weichen musste.
Was dann passiert ist weniger schön und auch nicht mehr auf
Bildern dokumentiert. Es regnet in Strömen und wir haben noch über 30 km vor
uns, die wir tapfer und halb erfroren, klitschnass mit tauben Gliedern
runterkurbeln. In Palacio del Rei ist die Frau vom Refugio davon unbeeindruckt,
dass sich aus jedem Ärmel ein Liter Wasser entleert; Radfahrer sollen später
wiederkommen. Wir sind am Ende und beziehen ein nahes Hotelzimmer, das uns wie
das Paradies vorkommt. Nach einer Stunde heiß duschen und drei Stunden Schlaf
sehen wieder wir einigermaßen wie Menschen aus:

Einen kompletten Tag verlieren wir in diesem Ort, weil eine
Regenwolke einfach drinhängt. Die durchnässte Kleidung wird nicht trocken und
uns sind die warmen Klamotten ausgegangen. Nach einem vertrödelten Sonntag mit
spanischem Fernsehen und etwas Lektüre, können wir uns endlich auf den Weg
machen.

Wir beschließen, die letzte Etappe in einem Stück zu versuchen.
Es sind etwa 65 km, die im Nebel des Morgens beginnen
und mit unendlich vielen bergauf-Passagen daherkommen.
Nach weiterem endlosem Bergauf erreichen wir endlich unser
großes Ziel.
Durch die Vorstadt radeln wir hinein (häßlich wie üblich)
und erreichen schließlich die Altstadt mit der Kathedrale.
Völlig alle muss erst einmal eine Unterkunft her. Wir haben
Glück und beziehen ein nettes kleines Hotel mit Blick auf die Kathedrale.
Nach einer kräftigenden Mahlzeit spazieren wir umher. Zuvor
war vor lauter Erschöpfung keinerlei Gefühlsregung aufgekommen. Nun wird es
langsam: Wir gehen ins Pilgerbüro und erhalten sehr freundlich unsere Urkunden.
Endlich: "You've been officially Gepilgert !"
Am frühen Abend vor der Kathedrale treffen wir einen
Bekannten aus Castrojeriz wieder. Er musste wegen offener Füße abbrechen und
schaut sich nun wenigstens die Stadt an.
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